Auf den Spuren unserer Vorfahren – 450.000 Jahre Geschicht
Mit ihren 147 archäologischen Fundstellen die bis in die Zeit der Altsteinzeit zurückreichen und den 25 Höhlen mit darstellenden Höhlenmalereien repräsentiert das Vallée de la Vézère, auch “Tal der Prähistorie” genannt, ein außergewöhnliches ethnologisches und anthropologisches Erbe. In diesem Tal und insbesondere in Lascaux entstand die vorgeschichtliche Kunst. 15 Fundstellen sind als Stätte des UNESCO-weltkulturerbes klassifiziert, darunter die berühmte Höhle von Lascaux, die auch “die sixtinische Kapelle der Urgeschichte” genannt wird.
Die Originalhöhle von Lascaux in Montignac ist für die Öffentlichkeit geschlossen, doch kann man die schönsten Wandmalereien in einem originalgetreuen Nachbau bewundern. Dieser Nachbau zeigt zwei Abschnitte der Höhle mit fast allen Wandmalereien, die dort von Cro-Magnon-Menschen im Magdalénien angebracht wurden. Les Eyzies-de-Tayac und die benachbarten Gemeinden stellen eine einmalige Anhäufung frühzeitlicher Fundstätten dar: Wandmalereien in den Höhlen von Font de Gaume und Bara-Bahau, Gravuren in den Höhlen von Les Combarelles, im Abri du Poisson, im Abri Pataud, in Bernifal, in Laugerie Haute und Laugerie Basse. Mittelpunkt der Museumslandschaft Vézère-Tal ist das Museum für Frühgeschichte, Zeugnis der expandierenden archäologischen Forschung. Es zeigt heute die bedeutendste altsteinzeitliche Sammlung Frankreichs (Werkzeuge aus Stein und Knochen, Mobiliar, Grabkunst, Fauna und das weltweit erste altsteinzeitliche Kunstwerk in Form eines behauenen Blocks). Interaktive Darstellungen und Videovorführungen verschaffen auch Laien interessante Einblicke in die Vorgeschichte. Ganz neu eröffnet hat das Museum L’Abri Cro-Magnon in Eyzies de Tayac, das den Cro-Magnon Menschen aus einer neuen Perspektive betrachtet.
Römische Zeit und frühes Mittelalter
Julius Cäsar eroberte Gallien in den Jahren 59 – 51 v. Chr. Im Jahre 16 v. Chr. gründet Kaiser Augustus die Provinz Aquitanien und macht Vesunna (Périgueux) zur Hauptstadt des Gebietes, in dem der Stamm der Petrocorii lebt.
In den folgenden drei Jahrhunderten erfährt die Region eine Epoche städtischer Entwicklungen. Es werden nicht nur öffentliche Gebäude errichtet, sondern auch Kulturpflanzen eingeführt, die heute noch von Bedeutung sind, z. B. Wein, Walnüsse, Kastanien.
Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahre 476 eroberte zehn Jahre später der fränkische König Chlodwig Gallien. Das Périgord wird im 8. Jahrhundert Grafschaft des Königreichs Aquitanien. Im 9. Jahrhundert kommt es wiederholt zu Normanneneinfällen, die Täler von Dordogne und Isle und Périgueux werden verwüstet. Im 10. Jahrhundert wurde das Périgord in Freigrafschaften unterteilt: Beynac, Biron, Bourdeilles und Mareuil. 1066 erobert Wilhelm der Eroberer England und es kommt in der Folge zu jahrhundertelangen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich. Im 12. Jahrhundert wird das Périgord eine Grafschaft, und die Abteien Boschaud, Cadouin, Chancelade und Sarlat werden erbaut.
Der Hundertjährige Krieg zwischen Egeland und Frankreich
Kompliziert wird es ab dem Jahre 1152. Nachdem ihre Ehe mit dem französischen König Ludwig VII aufgelöst ist, heiratet Königin Eleonore von Aquitanien (die Mutter von Richard Löwenherz) den Engländer Henry Plantagenet. Er ist schon Graf von Anjou, Fürst von Maine, der Touraine und der Normandie, sie hatte nach der Scheidung ihre damalige Mitgift – die aquitanischen Besitztümer – zurückerhalten. 1154 wird Henry Plantagenet auch noch König von England. Zwar waren die französischen Besitztümer immer noch Lehen des Königs von Frankreich. Das Gebiet, über das Eleonore und Henry herrschten, war aber weit größer und reicher als das von Ludwig VII. Das Gleichgewicht der Kräfte war definitiv gestört.
Seine Lehenshoheit nutzte der französische König natürlich aus, um jedes Vergehen seines Untertanen durch Entzug von Ländereien zu bestrafen. Schließlich war nur noch Aquitanien in englischer Hand (aber das war durch den Vertrag von Bretigny 1360 sogar verbrieft). Als Grenzregion zwischen England und Frankreich war das Périgord im 12. und 13. Jahrhundert besonders umstritten. Deutlich zu spüren war dies im Tal der Dordogne. So zählte die Burg Beynac auf dem rechten Ufer zu Frankreich, die gegenüberliegende Burg Castelnaud hingegen war englisch und man attackierte sich gegenseitig. Einer der Herren von der Burg Beynac: Kreuzfahrer und König Richard Löwenherz. Zu dieser Zeit wurden sowohl von Engländern als auch von Franzosen die Bastiden, nach einem geometrischen Plan gebaute befestigte Dörfer, errichtet.
Philippe VI wurde 1328 zum französischen König gesalbt. Der englische König Eduard III hatte allerdings Zweifel an der Legitimität und meldet für sich selber den Anspruch auf die französische Krone an. Neun Jahre später kam es zum Ausbruch des 100jährigen Krieges, in dessen Verlauf weniger große Schlachten als vielmehr marodierende Räuberbanden und schlechtbezahlte Söldner das Land verwüsteten. Erst als am 17. Juli 1453 die Franzosen die Schlacht bei Castillon gewannen, bedeutete dies das Ende der englischen Besitztümer in Frankreich.
Schlösser, die verzaubern
Von den über 1001 Schlössern und Burgen im Périgord befinden sich viele in Privatbesitz, doch zahlreiche Besitzer öffnen Besuchern ihre Pforten und zeigen ihre Kunstschätze.
Die Region ist besiedelt von Bauten, die vom Mittelalter über die Renaissance bis zum Klassizismus reichen. Die Gebäude haben die Jahrhunderte überdauert und erzählen von der Geschichte ihrer Besitzer aber auch von den Ereignissen und Entwicklungen in der Region. So zum Beispiel das romantische Château de Jumilhac (13. bis 18. Jh.) im Périgord Limousin oder auch das von den Loire-Schlössern beeinflusste Château de Puyguilhem (16. Jh.). Nicht weit vom Auvézère-Tal liegt das majestätische Hautefort. Château de Losse spiegelt sich in der Vézère, Château de Castelnaud liegt auf dem linken Ufer der Dordogne genau gegenüber von Château de Marqueyssac mit seinen Gärten und der großartigen mittelalterlichen Festung Beynac. Auch im Purpurnen Périgord mangelt es nicht an Schlössern wie zum Beispiel Lanquais, Monbazillac oder Biron. Neu auf der Liste der öffentlich zugänglichen Schlösser sind das Château de Bridoire in Ribagnac, unweit von Bergerac, und das Château de Sauveboeuf in Aubas, unweit von Montignac.
Kirchen und Klöster
Die frühchristlichen Kunst ist reichlich in der Dordogne vertreten.
Die Abtei von Cadouin liegt auf dem Jakobspilgerweg und ist damit ebenfalls in die Liste des UNESCOWelterbes aufgenommen. Sie ist das bekannteste Beispiel für klösterliche Baukunst im Périgord. Der Kreuzgang ist ein Meisterwerk der Hochgotik (15.-16. Jh.). Auch die Kathedrale Saint-Front in Périgueux ist Teil des Jakobswegs und damit Welterbe. Ein weiteres Kleinod unter den religiösen Gebäuden ist die Abtei Chancelade ganz in der Nähe von Périgueux. Wo die Départements Dordogne und Charente zusammenfallen, verleihen die zumeist aus dem 12. Jh. stammenden romanischen Kirchen den Dörfchen um Ribérac im Dronne-Tal ihren besonderen Reiz. Im Wald von Double stellen die Mönche der Abtei d’Échourgnac einen der ältesten Käse des Périgord, den Trappistenkäse von Echourgnac, sowie allseits beliebte Marmeladen her, die einen Abstecher wert sind.